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Warum ständige Angst / Stress dein Immunsystem schwächt

Der Winter ist eingekehrt und viele Menschen waren oder sind zur Zeit krank. Dieses Jahr auffällig viele, wie ich persönlich finde. Sei es Corona oder andere Erkältungs- / oder Grippeviren.

 

Ein Grund ist z.B. dass unser aller Immunsystem dieses Jahr ziemlich untrainiert ist. Die letzten zwei Jahre kamen wir kaum in Kontakt mit Erregern – sei es durch das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, durch die Abstandsregelungen oder auch durch Veranstaltungsverbote.

 

Heute möchte ich jedoch noch auf einen anderen Grund eingehen: Die Angst! Die Angst war gerade die letzten Jahre bei vielen Menschen sehr präsent – kein Wunder, wurde sie doch durch Politik und Medien vielfach angeheizt. Heute ist sie immer noch da, nur unter einem anderen Mantel. War es die letzten Jahre Corona, ist es heute der Ukraine-Russland-Konflikt, die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise oder auch die Angst vor der Zukunft. Einen Grund Angst zu haben, wird es immer geben.

 

Aber von Beginn an: Angst zu haben, ist grundsätzlich eine wichtige Reaktion unseres Körpers. Angst ist die Reaktion unseres Gehirns auf eine Situation, welche wir als bedrohlich einschätzen. Sie dient dazu im Notfall zu flüchten oder anzugreifen.

Wie z.B. die Angst vor Schlangen. Eine Schlange könnte potenziell giftig sein und uns mit einem Biss töten. Es ist eine Urangst, welche in jedem Mensch (mehr oder weniger ausgeprägt) noch vorhanden ist.

 

Kurzfristige Angst ist somit eine wichtige Überlebensstrategie.

Problematisch wird es, wenn die Angst dauerhaft auftritt und zu einer chronischen Belastung führt.

 

Unser Körper kann nicht unterscheiden, ob es sich um eine reale Angst (z.B. wie weiter oben bereits benannt der Kontakt zu einer vermeintlichen Giftschlange ) oder ob wir Angst vor einem Jobverlust haben (chronische Angstbelastung).

Die körperlichen Abläufe sind in beiden Fällen identisch – und das wird auf Dauer zu einem Problem.

 

 

 

 

 

 

 

Körperabläufe bei Angst und Stress

Angst ist immer mit Stress verbunden. Genauso kann Stress aber auch ohne Angst auftreten. Unser Körper reagiert jedoch bei beiden Situationen gleich – es laufen die selben biochemischen Prozesse ab:

Unser Körper schüttet u.a. aus der Nebenniere Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol aus.

 

In unserem Körper passiert jetzt, durch die Aktivierung des Sympathikus, folgendes:

  • Puls und Blutdruck erhöhen sich

  • Unsere Atmung wird schneller

  • Unsere Muskulatur spannt sich an

  • Unser Gehirn läuft auf Hochtouren

 

→ Fazit: Unser Körper ist in maximal Leistungsbereitschaft um z.B. vor einem wilden Tier davonzulaufen oder zu kämpfen.

 

Durch die Cortisolausschüttung wird weiterhin die Immunabwehr des Körpers verstärkt. Kommt es jedoch zu einer Dauerbelastung, wird das Cortisol zunächst dauerhaft ausgeschüttet – was in Folge zu dauerhaft hohen Cortisolwerten führt.

Nun könnte man annehmen, dass das doch großartig wäre, da unser Immunsystem so immer auf voller Leistung wäre. Doch leider ist das Gegenteil der Fall – auf Dauer wird unser Immunsystem völlig geschwächt und anfällig für Infektionen und Krankheiten.

 

Die 4 Angst- / Stressstufen

Stufe 1 = akute Angst / akuter Stress

Der Körper reagiert ganz physiologisch auf eine akute Angst- oder Stressreaktion (siehe weiter oben „Körperabläufe bei Angst und Stress“). Nach der akuten Phase hat der Körper in dieser Phase genügend Zeit sich zu Regenerieren.

Diese Phase ist ganz physiologisch und unser Körper nimmt dabei i.d.R. keinen Schaden.

 

Stufe 2 = beginnende chronische Angst / Stress

Unser Körper reagiert hier auf die hohen Anforderungen, die in unserem Leben oftmals an jeden von uns gestellt werden. Den vielen Sport (falls wir übertrainiert haben), den beruflichen und privaten Anforderungen, der nervlichen Belastung, der Angstmache der Medien oder was auch immer uns in in diese Phase gebracht hat.

Egal, was es nun war: Angst und / oder Stress wirken in dieser Stufe dauerhaft auf unseren Körper. In Folge kommt es zu einer dauerhaften Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol. Es kommt nicht mehr zu Erholungsphasen, da Angst / Stress nicht mehr abklingen.

Eine Zeitlang kann unser Körper das ohne Schäden durchhalten, Bleibt die chronische Angst, der chronische Stress jedoch bestehen, rutschen wir in die nächste Stufe hinein...

Stufe 3 = anhaltende chronische Angst / Stress

Mit der Zeit gelingt es den Nebennieren nicht mehr neben dem vielen Cortisol auch noch die anderen Hormone herzustellen. Erste Symptome entstehen.

Neben einer generellen Infektneigung und einem geschwächten Immunsystem können u.a. folgende Symptome auftretten: Verdauungsstörungen, Autoimmunkrankheiten, Schilddrüsenunterfunktion, Haarausfall, Wechseljahrsbeschwerden, Schlafstörungen, Zyklusstörungen, verspannte Muskeln, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, depressive Verstimmungen, Angstgefühle oder auch Nervosität, Herzklopfen oder Zittern wenn man unter Druck gerät.

Wird nun nicht behandelt sind die Nebennieren immer weniger in der Lage überhaupt Hormone herzustellen. Aktivitätshormone sind in der Folge deutlich verringert.

Fortgeschrittene Stufe 3: zusätzlich zu den bisher genannten Symptomen können verstärkt ständige Müdigkeit, Schlappheit, nachlassende Leistungsfähigkeit und Gefühle der Überforderung hinzukommen.

! Der Übergang zu Stufe 4 geschieht fließend !

Stufe 4 = Zusammenbruch - „Burnout“

Die Nebennierenrinden produzieren in dieser Stufe so gut wie keinerlei Stresshormone mehr. Der Cortisolspiegel ist auf einem Dauerhaft niedrigen Niveau., Aktivitätshormone sind noch weiter verringert.

Der Körper läuft nur noch auf Sparflamme. In dieser Stufe fällt es vielen Menschen schwer überhaupt nach aufzustehen. Sich für die Arbeit fertigzumachen scheint eine unüberwindbare Hürde darzustellen, genau wie einzukaufen oder sich etwas zu essen zu machen.

Hier ein reales Beispiel: Es ist Mittwochmorgen, Frau B. (Name redaktionell geändert) geht wie jeden Morgen in die Küche und möchte sich einen Kaffee kochen. Sie drückt auf den „An“ Knopf – dieser fängt an rot zu blinken. Frau B. fängt bitterlich zu weinen an und bricht auf dem Küchenfußboden zusammen.

Was ist passiert? Frau B. befindet sich in Stufe 4. Eine unerwartete Situation geschieht „Die Kaffemaschine blinkt rot“. Diese Situation bringt sie in dieser Phase dermaßen aus der Bahn, dass sie nicht weiß, was sie jetzt tun soll. Aus Überforderung fängt sie an zu weinen und bricht wortwörtlich auf dem Fußboden zusammen.

Diese Stufe ist absolut behandlungsbedürftig, da ein normales Leben hier oftmals nicht mehr möglich ist.

Diagnostik

Mittels Speichelhormondiagnostik wird ein Cortisoltagesprofil erstellt. Daran kann der Therapeut erkennen, ob und wieviel Cortisol noch von der Nebenniere hergestellt wird. Im weiteren Therapieverlauf können die Befundung von Stresshormone (wie z.B. Adrenalin) im Urin gemessen werden und dem Therapeut weitere wichtige Hinweise liefern.

Je nach Symptombild können sich noch weitere Untersuchungen anschließen, um andere Ursachen auszuschließen. Genannt sei hier z.B. Blutuntersuchungen und Ultraschall bei einer Schilddrüsenproblematik oder eine Stuhluntersuchung bei chronischen Verdauungsbeschwerden.

Nicht außer Acht gelassen werden sollte weiterhin eine ausführliche Anamnese. Denn schließlich behandeln wir Therapeuten keine Laborwerte, sondern Menschen!

Therapie

 

Je nach Krankheitsstufe stellen Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln einen wichtigen Anteil der Therapie dar. Der Körper läuft eventuell bereits so auf Sparflamme, dass er ohne äußerliche Zufuhr von Hormonen, Vitaminen, Mineralstoffen etc. nicht wieder in die Heilung gehen kann. Sobald die Nebennieren ihre Hormonproduktion wieder aufnehmen, lassen auch die anderen Symptome deutlich nach.

Eine Nebennierenschwäche ist jedoch nicht allein mit Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln vollständig behandelbar. Wenn die Hormone wieder in ausreichender Menge produziert werden, sollten die Therapie nicht beendet sein.

Damit der Patient nicht im nächsten Jahr mit der gleichen Problematik vor der Tür steht, ist es unabdingbar, dass die Grundursache behandelt wird.

 

Was du selber tun kannst

Wir wissen jetzt, dass unser psychisches Befinden konkrete Auswirkungen auf unsere körperliche Gesundheit darstellen, somit steht die gezielte Stressreduktion an erster Stelle!

  • Gönne dir eine medienfreie Zeit - Gerade bei Nachrichten gilt: Es bringt dich nicht weiter, wenn du dich immer und immer wieder mit negativen Nachrichten umgibst, welche du im Moment eh nicht ändern kannst.

  • Verbringe viel Zeit in der Natur - Ein Spaziergang im Wald reduziert nachweislich deinen Stresslevel, bringt dich ins Hier und Jetzt und kann dir auf Dauer helfen neue Perspektiven zu entwickeln.

  • Schlafe mind. 7-8 Stunden täglich – im Schlaf regeneriert sich dein Körper. Ein ausgeruhter Körper ist weniger Infekt anfällig und leistungsfähig.

  • Schlafhygiene – komme vor dem Zu-Bett-Gehen schon in die Ruhe. Schalte das Fernsehen aus, leg das Handy aus der Hand, vermeide unnötige Aufregung 30 Min. vor dem Schlafen. Entwickele dein Abendritual, welches dich auf das Zu-Bett-Gehen vorbereitet. Trink noch einen Tee, lies ein paar Seiten deines Lieblingsbuches oder mach noch eine kleine Atemübung.

  • Bewegung – Bewegung hilft dir beim Angst- und Stressabbau. 3x Min. 30 Min. in der Woche moderate Bewegung sind optimal. Hinweis: Übertrainiere Dich in keinem Fall. Wenn du direkt nach dem Sport oder am nächsten Tag wieder müder bist, dann war es zu viel – vermeide solche Situation in jedem Fall.

  • Ernährung – Beginne dein Tag mit einem reichhaltigen Frühstück. So unterstützt du deine Nebennieren bereits zu Tagesbeginn optimal. Achte generell auf regelmäßige Mahlzeiten, wenig Süßigkeiten oder Kuchen und vermeide koffeinhaltige Getränke (ein – zwei Kaffee am Morgen sind hingegen völlig in Ordnung)

  • Ruhepausen – Plane am besten 3 kleine Ruhepausen in deinen Tagesablauf ein. Pausen sind wichtig, damit deine Nebennieren sich wieder regenerieren können und dein Körper sich entspannen kann. 15-20 Min. pro Pause reichen dabei schon aus.

  • Urlaub – Plane deinen Urlaub auch als Erholung. Hier darf die Seele auch einmal baumeln.

 

Mithilfe dieser einfachen Tipps, kannst du deinem Körper helfen Angst und Stress natürlich zu begegnen

und auch kommende Krisensituationen besser zu bewältigen.

 

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